21. Dezember, ein Donnerstag. Unser Helferfest. Gut 30 Männer und Frauen sind nach der Arbeit kurz nach Hause gefahren, duschen, umziehen, und dann ab zum Auenlandhof, zu uns.

Es gibt: „Glühwein Spezial plus“, vom Bauherrn angerührt. Der „Spezial plus“ ist: ein Teil Lidl-Glühwein und ein Teil Schnapsreste, die sich übers Jahr so angesammelt haben. Und ab uns zu etwas Orangensaft beigekippt, für die Statistik. Dazu Rehbratwürstchen im Brötchen vom Grill. Das Beste, was ein Wetterauer Reh aus unserem Revier werden kann.

Melli hat für die „Preisträger“ vom Helferfest Weihnachtsgebäck und ein Glas Rehleber-Marmelade schön verpackt. Als Preisträger küren wir u.a. die „Größte Baustellen-Pussy“ (hier kein Name), die „Schärfste Baustellenfrisur“ (Mario), die „Goldene Arschkarte“ (Nico), weil er immer mit Ernst arbeiten muss, das „Größte Unsiversalgenie seit Leibnitz“ (Opa Gerd) usw. Da ist praktisch für jeden ‘was dabei.

Um drei Uhr morgens, es ist der letzte Freitag vor Weihnachten und der erste baustellenfreie Werktag seit Jahresanfang, sitzen Melli und ich schließlich allein in unserer werdenden Weinklause, ganz nah bei unserem neuen Mitbewohner Bruno. Wir sind hundemüde, knülle und glücklich. Wir schauen uns um und sehen heute ausnahmsweise mal die vielen Fortschritte, und nicht wie sonst immer die vielen tausend Handgriffe, die noch vor uns liegen.

Bruno ist pechschwarz und hat, wie man leicht erraten kann, Migrationshintergrund. Vor allem aber hat er 14 Kw Heizleistung. Er ist hauptberuflich Konvektions-Kaminofen aus Tschechien, der der Weinklause ordentlich einheizt, obwohl das Scheunentor noch nicht mit verglastem Fachwerk verschlossen und der neue Nebeneingang auch nur mit einer Decke abgehängt ist. Die wichtigsten Teilprojekte, die wir nach dem starken Sommer mit unseren Helfern im Herbst angepackt haben:

Jurek und seine drei Jungs (Karol, Andrzej, Marek) haben den Innenausbau im Haupthaus fast abgeschlossen. Sechs Nasszellen neu angelegt, alle Decken und Böden neu, die Fenster entweder neu oder restauriert, die alten Dielen abgeschliffen, neue verlegt, den Seminarraum einmal auf links gedreht. Wir reden hier über runde 300 qm Wohnfläche allerfeinste Handwerkskunst.

Elektro-Mantel hat uns eine neue Verteilung fast fertig gemacht.

Ernst und Nico haben den Ziegelbau neu eingedeckt, Gauben draufgesetzt, die Fassade verkleidet, den Carport abgerissen, Zwischendecken gebaut usw.

Murat und ich haben gepflastert, betoniert, aufgegraben und wieder zugeschüttet. Drei Tage vorm Helferfest der Höhepunkt der groben Arbeiten: Nidder-Beton liefert 7 Kubikmeter WU-Beton, mit dem wir den Boden der Weinklause ausgießen.

Melli hat ein Auge darauf, dass alles schön wird, und nicht nur stabil oder dicht oder trocken. Was ihr den Beinamen „Die Chefin“ eingetragen hat. Nur flüsternd und mit ängstlich flackernden Blicken wird sie von den Männern auf der Baustelle hinter vorgehaltener Hand so genannt. Und der Renovierung der Fachwerkfassade der großen Scheune hat sie sich angenommen, trotz der längst beißenden Kälte. Ist richtig chic geworden.

Opa Gerd, nimmermüder und am schlechtesten bezahlter Held der Arbeit, hat nach der Rekonstruktion der Chinesischen Mauer (Außenwand Destille) und der Erneuerung des Kamins im Ziegelbau den alten Kälberstall in eine Damen- und eine Herrentoilette verwandelt. Sanitär- und Elektroinstallation eingeschlossen. Nebenbei werden von ihm im Hintergrund tausenderlei Werkzeuge repariert oder besorgt, T-Träger geschweißt und ab und zu Mettbrötchen besorgt.

Firma Velten & Söhne hat sich der alten Zentralheizung erbarmt, sie modernisiert und erweitert.

Mein Gott, so viel ist passiert. Noch mehr ist gar nicht erwähnt. Und es will und will kein Ende nehmen. Aber: Schön wird das. Wir dürfen froh und dankbar sein, wie wir durch dieses Jahr gekommen sind. Allen Helfern sei Dank! Weihnachten kann kommen. Prost mein Liebling.

Foto: Wenn dieses Helferfest mal nicht eine heimliche erste Einweihung gewesen ist. Die Kerzen brennen noch, obwohl schon alle gegangen sind.